Am 28.9.2019 führte der 17. Stadtspaziergang von GO/Grüne Straelen durch das Erholungsgebiet am Kalvarienberg. Dipl. Biologe Markus Becker erläuterte an zahlreichen Beispielen, wie sich Globalisierung und Klimawandel auf den heimischen Wald auswirken.

„Auch Bäume bekommen Sonnenbrand.“

Dies ist nur eine Erkenntnis, die die zahlreichen Teilnehmer gewannen.

Der Weg führte von einer stattlichen gesunden Eiche entlang der alten Bahntrasse mit seinen vielfältigen invasiven Neuankömmlingen. Dazu zählt unter anderem der Japanische Knöterich oder die Spätblühende Traubenkirsche aus Nordamerika. Beides Pflanzen, die sich sehr stark ausbreiten und heimische Arten verdrängen. Aber sie sind auch die Gewinner der klimatischen Veränderungen.

Start am Kalvarienberg

Wie das Sturmtief Benjamin Anfang des Jahres sich über den Wald austobte, ist noch an einigen riesigen ausgewurzelten Bäumen am Rand einer Lichtung erkennbar. Die Bäume, die nun an der Kante stehen, sind die extremen Sonnenstrahlen nicht gewohnt. Ein deutliches Zeichen sind Aufplatzungen an der Rinde, der Sonnenbrand. Dem wird jedoch mit försterlicher Pflege begegnet, um Schädlingsbefall vorzubeugen.
Durchs Unterholz ging es zum östlichen Waldrand. Vor vielen Jahren wurde dort Bergahorn zu einer Allee gepflanzt. Die ersten Ahorne sind mit einer schwarzen Schicht bedeckt. Dabei handelt es sich um die Russrindenkrankheit. Diese Pilzerkrankung ist auch für den Menschen gefährlich. Niesreiz oder allergische Reaktionen bis zur Lungenentzündung können durch das Einatmen der Sporen ausgelöst werden.
Insgesamt wurde mit dem Blick nach oben in die Baumkronen der Klimawandel deutlich. Viele Baumkronen sind recht licht und die Wetterextreme, insbesondere die Trockenheit, haben schon etliche Bäume absterben lassen. Waldkiefer, Fichte, Esche, Birke und Buche sind dabei wohl die bekanntesten Verlierer des Klimawandels.

sonnenverbrandte Buche

sonnenverbrandte Buche

Insgesamt zeigte Markus Becker sehr anschaulich auf, wie ein höchst komplexes Zusammenspiel von äußeren Einflüssen – wie Klimaveränderungen, menschliche Eingriffe, Verschleppung von Pflanzen, Tieren und Mikroben durch globale Transporte – auf sehr vielfältige Biotope immer wieder zu völlig überraschenden und teilweise dramatischen Folgen führen. Dadurch können innerhalb sehr kurzer Zeiträume dominante Arten verschwinden und dadurch abhängige Arten ebenfalls bedroht werden oder sich umgekehrt massiv ausbreiten.

Der Gesamteindruck: Es passiert ganz viel, die Veränderungen sind nur zu einem geringen Teil vorhersehbar und Strategien um den Wandel noch positiv zu beeinflussen sind kaum vorhanden.
Hinzu kommt, dass ein breiterer gesellschaftlicher Diskurs darüber fehlt, welche Ziele wir eigentlich anstreben wollen.
Viele Botaniker sind meist konservativ und wollen den bisherigen Zustand so weit erhalten wie möglich, das heisst auch neu eingewanderte Arten intensiv zu bekämpfen. Forstverwalter haben meist primär die Holzverwertung im Sinn und suchen nach Bäumen, die auch unter den geänderten Bedingungen möglichst gut gedeien und hohen Ertrag liefern. Einigen Naturschützern geht es vor allem um eine hohe Biodiversität und sie tolerieren neue Arten eher, solange sie nicht alle anderen Arten verdrängen.
Es ist also wohl nur eines sicher: In 50 Jahren wird die Landschaft bei uns ganz anders aussehen!

Andrea Detjen und Stefan Kemmerliung