Seit über 30 Jahren gibt es den Mobilfunk auf GSM Basis (2G). Trotzdem haben die Mobilfunkbetreiber es nicht geschafft insbesondere entlang der Grenze zu den Niederlanden flächendeckend mobiles Telefonieren zu ermöglichen. Statt dessen folgten UMTS (3G) und LTE (4G). UMTS wurde abgeschaltet ehe es am Niederrhein richtig verfügbar war und jetzt möchte man uns mit 5G beglücken ohne das 2G und LTE durchgängig verfügbar sind.

Da dieser Standort von der Stadt gemietet wird, standen die neuen Sender auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses.

Die Fraktion GO/Grüne schlug als Kompromiss zwischen dem Schutz der Bevölkerung vor möglichen Strahlenschäden und dem Interesse der Telekom die Bevölkerung mit 5G Mobilfunk zu versorgen vor, sich an den in Wien und Paris geltenden Richtwerten zu orientieren (d.h. die Strahlungsleistung auf 10.000 µW/mzu begrenzen).

Inzwischen sind auf dem Wasserturm 33 Sender mit 42 Sendekanälen von der Bundesnetzagentur genehmigt. Sie haben zusammen eine Leistung von 3227 W! Diese Leistung wird rund um den Turm in die Stadt gestrahlt.

Die neuen Antennen strahlen nicht nur mit erheblich höherer Leistung (150W) als die alten Antennen, sie haben auch einen größeren vertikalen Öffnungswinkel (30° statt 7-10°), d.h. die Strahlungskeule trifft die obersten Geschosse der Häuser nicht erst nach mehreren 100 m sondern schon bei ca. 120 m.

Im Vorfeld hatte die Stadtverwaltung dankenswerterweise Anwohner über die anstehende Beratung im Ausschuss informiert. Leider schrieb sie nur die Anwohner im Umkreis von 100 m um den Wasserturm an.

„Wir haben Sorge, dass diese erhöhte Strahlungsintensität insbesondere elektrosensible Bürger beeinträchtigen kann, die in einem Abstand von 120 – 500 m vom Wasserturm wohnen“, so Stefan Kemmerling, Physiker und stellvertretender Vorsitzender der Fraktion GO/Grüne.

Natürlich müssen die deutschen Grenzwerte (10.000.000 µW/m2) eingehalten werden, die aber wurden von Deutschland und etlichen weiteren europäischen Ländern von einem kleinen privaten Verein ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection e.V.) mit Sitz in Bayern übernommen. Dieser Verein gilt als industrienah und ist von keiner nationalen oder internationalen Behörde legitimiert oder kontrolliert. Seine Grenzwertvorschläge berücksichtigen nur die Temperaturerhöhung im Gewebe, also dass man kein Fieber bekommt von der Strahlung. Elektrische und chemische Einflüsse oder Mutationen etc. werden nicht berücksichtigt. Eine Vorsorgebewertung gibt es auch nicht, wie auch von der Bundesregierung zugegeben wurde.

Viele Länder (z.B. Belgien, Italien, China) haben erheblich niedrigere Grenzwerte, einige NGOs fordern noch weitaus niedrigere Grenzwerte um die Bevölkerung sicher zu schützen.

Der Vertreter der Telekom behauptete in seinem Konzern gäbe es niemanden, der die maximale Feldstärke der Sender beim Auftreffen auf die Häuser berechnen könne, im Übrigen wolle die Telekom die Sendeleistung auch nicht unter die in Deutschland gültigen Grenzwerte einschränken.

Der Antrag der Fraktion GO/Grüne die Sendeleistung auf den Wiener Richtwert einzuschränken fand daraufhin im Ausschuss leider keine Mehrheit, die neuen Antennen werden installiert.